Die Fiesta del Mar 2011 in Santa Marta

(Alle Fotos durch anklicken vergrößerbar)

Traditionell Ende Juli steigt hier in Santa Marta der Saisonhöhepunkt: das "Fest des Meeres".

Ähnlich der in Deutschland stattfindenden Stadtfeste gibt es viel Livemusik, Umzüge, sportive Wettbewerbe und kommerzielle Zerstreuung.

Die Fressmeile ist bei weitem nicht so umfang- und variantenreich und auch die Verlockungen des Glücksspiels am Straßenrand wirken improvisiert. Die Lebensfreude der Einheimischen und die Freude an dieser Feier lassen aber eine Stimmung entstehen, die man auf bundesdeutschen Innenstadtstraßen vergeblich sucht.

Der Sport

Die ersten vier Tage gehörten ausschließlich dem Sport. Wasserball in Taganga, Schwimmwettbewerbe und Strandfußball mit nationaler Beteiligung sowie das international besetzte Volleyballturnier in Rodadero lockten eher die "eingefleischten Fans" an. Bei teilweise über 40 Grad, auch auf den "besseren Plätzen", kann auch zuschauen zum Sport werden!

Die Musik

International bekannte Künstler wie Eddie Hererra, hier auf einem Festwagen einer Spirituosenfirma, sorgen für Stimmung. Die Schauspieler einer Telenovela über das Leben des gerade verstorbenen Sängers Joe Arroyo, den Star der Salsamusik zwischen den 70er und 90er Jahren, suchen auch auf einem Festwagen Kontakt zum Publikum. Die Hits des Künstlers sind Gassenhauer, jedes kolumbianische Kind kann das Lied "A mi Dios todo le debo" (Ay... Papa) mitsingen, bevor es schreiben kann.

Auf großen Bühnen in Rodadero und Santa Marta gab es kostenlose Livemusik, teilweise bis vier Uhr morgens.

Nur einer tanzte aus der Reihe: Der Lokalmatador Carlos Vives, hier in Santa Marta im Stadtteil Gaira geboren, war nur für ausgesuchtes Publikum live zu erleben. In einem Konzert in der Marina zu Eintrittspreisen zwischen umgerechnet 40 und 60 Euro. Für normalsterbliche Einheimische nicht zu bezahlen und so blieben seine Hits einem erlesenen Publikum vorbehalten.

Der große Umzug und der Regen

Es hätte sogar die Möglichkeit gegeben den großen Umzug, den "Desfile de Carrozas", im Trockenen über die Bühne bringen zu können. Überall auf der Welt - nur nicht hier an der Karibikküste von Kolumbien.

Die "Costeños", die Küstenbewohner, haben ihrem Ruf mal wieder alle Ehre gemacht: Die ersten Wagen waren statt um 3 erst um ca. halb 5 Uhr auf der Straße. Die letzte Chance den Umzug noch vor Sonnenuntergang zu beenden aber auch genau in die, aus Richtung Cartagena aufziehenden, Wolken hinein.

Getragen wird der Umzug von den vielen Tanzgruppen aus den verschiedenen Stadtteilen. Tanzen ist hier nicht nur Vergnügen oder Sport, es ist eine Lebenseinstellung. Auf den Stadtteilfesten sieht man häufig Großmütter mit dem Enkel/in ausgelassen sich nach den Rhythmen bewegen.

Vorherschend war dieses Jahr die Salsa, sicherlich auch wegen dem Tod des Sängers Joe Arroyo. Gerade die älteren Tanzgruppen boten aber auch wunderbare Tänze im Rhythmus der Cumbia. Den großteils afrikanischen Wurzeln der Küstenbevölkerung wurde mit dem rhythmischen Mapalè Rechnung getragen.

Über dem zweiten, finalen Wochenende schwebte die ganze Zeit die Spannung welche junge Dame die Wahl zur Schönheitkönigin des Festes gewinnt.

Das die männliche Bevölkerungshälfte die sehr hübschen, jungen Damen mit Wohlgefallen betrachtet, ist eher natürlich. Getragen wird dieser Wettbewerb aber von den Frauen: Die Vorzüge, Stärken und kleinen Fehler jeder Bewerberin werden ausgiebig diskutiert. Und es schwingt auch eine gehörige Portion Anerkennung und Respekt für die Bewerberinnen mit: "Schau mal, die (Schönheits) Königin von (La Reina de) Tolima".

Diese besondere Stimmung lässt sich nur mit dem Wunsch der, meist wirklich sehr ansehnlichen, weiblichen Bevölkerungshälfte erklären, einmal im Leben selber an solch einer Wahl teilzunehmen und bewundert zu werden.

Dies muss hier bereits genetisch veranlagt sein !

Der Costeño an sich nuzt jede Chance um sich beim ersten Regentropfen eines Schauers in geschützte Bereiche zurückziehen zu können.

Um so überraschender die Begeisterung und Ausgelassenheit der Zuschauer bei diesem Wetter.

Bewundernswert auch die Einstellung Gruppen und Tänzer: 4 bis 6 Monate Vorbereitung und Proben, die Kostüme werden sich teilweise vom Mund abgespart - und dann die Aufführung in einem Fluss !

Die Lust an der Musik und am Tanzen ist aber stärker als der Regen.

Diese ungewöhnliche Situation kommt auf Bildern nicht so rüber, deshalb die vielen Videos dieses Jahr.

Desfile de Balleneras

Der Höhepunkt am Samstag Nachmittag:

Bei strahlendem Sonnenschein fahren die Bewerberinnen zur "Königin der Fiesta del Mar" auf Fischerbooten am kurzen Strand und der Promenade  von Santa Marta entlang. Alle Sportboote und Yachten der Umgebung haben sich in der Mitte der Bucht versammelt um den Schönheiten auf dem Rückweg die Ehre zu erweisen, vor allem aber um eine große Party zu feiern.

Wiederum werden vor allem von den weiblichen Anwesende Kommentare zu den einzelnen Bewerberinnen abgegeben obwohl die Boote in 40 bis 50 Meter Entfernung vorbeifahren. Die Augen der Frauen sehen halt alles !

Gefeiert wird noch bis vier Uhr morgens. Bei kleinen Glücksspielen, in Biergärten der Brauerei Bavaria (schönes, kühles Aguila) und vor den Bühnen mit der Livemusik. Mit Polizisten an jeder Ecke und weitgehend friedlich - ähnlich einem Stadtfest in Deutschland. Auch Touristen können hier mitfeiern.

In Hotels der näheren Umgebung ist man wegen der Lautstärke aber fast zum mitfeiern gezwungen - sorry Familie Vosswinkel !