... wo einem die Kolibris um die Ohren fliegen

Die Minca Eco Habs
Die Minca Eco Habs

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Auf dem Weg nach Minca, dem kleinen Ort in ca. 600 Meter Höhe in der Sierra Nevada de Santa Marta, stechen sie sofort ins Auge: Die Hütten aus Bambus mit den Palmendächern, die Minca Eco Habs.
Wie an den Berg geklebt sind sie in den letzten Hang vor dem kleinen Ort hineingebaut. Die Stadt Santa Marta mit Hafen und Insel „El Moro“, eingebettet in die Ausläufer der Sierra, breitet sich vor den Augen der Besucher aus. Einheimische behaupten, vor hier aus kann man bis in die Bullaugen der im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe sehen.

Die weitere Besonderheit ist der Standort im oberen Teil des Hanges, der einen Einblick in die Tierwelt in den Baumwipfeln der unterhalb stehenden Bäume bietet. Der hier vorherrschende tropische Trockenwald bietet mit seiner Pflanzenvielfalt eine große Auswahl an Futter- und Nistpflanzen.
Und gerade dieser Lebensraum in den Kronen der Bäume bleibt uns wenig kletterbegeisterten Normalsterblichen normalerweise verborgen. Hier aber kann sich der Besucher auf einer Terrasse niederlassen, Fernglas und Kamera auf einem kleinen Tisch ablegen und in Ruhe der Ereignisse harren, die den dort kommen. Und sie kommen mit Sicherheit!

Als Erstes wurde ich bei meinem Besuch von einem  Streifentyrann  lautstark darauf hingewiesen, doch bitte den Sicherheitsabstand zu seinem Nest in einem Bambusbalken auf der linken Seite der Terrasse einzuhalten. Nachdem er dies klargestellt hatte lies er sich von meiner Anwesenheit nicht an den regelmäßigen Besuchen seiner Wahlheimat abhalten. Es folgten viele kleinere Vogelarten in meinem Sichtfeld, einige eher unscheinbar wie die Palmentangare, andere in leuchtenden Farben wie die Scharlachbauchtangare und die Schwalbentangare. Mit dem rechten Auge schiele ich immer wieder zu der Kolibri-Trinkstation, die die Besitzerin auf dieser Seite aufgehängt und mit Zuckerwasser gefüllt hat. Immer wieder erscheinen hier ganz kurz diese faszinierenden, kleinen Vögel und naschen, in der Luft stehend, diese Süßigkeit durch ihren langen Schnabel. Ein, zwei, höchstens drei Sekunden. Und sind blitzschnell wieder verschwunden.

Und auf ein Mal ist es vorbei mit der Ruhe: Ein Schwarm von ca. 30 Tovisittichen (Brotogeris jugularis) fliegt über den Hang und viele dieser kleinen Papageien lassen sich in einem Guarumobaum in nur 8 Meter Entfernung nieder. Hier wird jetzt, in den nächsten 20 Minuten, ausgiebig gezankt und gestritten, zärtlich die Schnäbel aneinander gerieben und gegenseitig das Gefieder geputzt. Oder auch nur die Lage im Allgemeinen und die Vorteile dieses Standortes im Besonderen diskutiert. Und dies sehr lautstark und mit vielen Emotionen. Ich fühlte mich regelrecht „zugetextet“ und hatte den Eindruck das diese niedlichen, kleinen Geschöpfe kommunizieren können ohne Luft zu holen :-).

Nachdem diese kleinen Papageien weitergeflogen sind, gab sich ein Regenbogentukan die Ehre. Dieser Vogel mit dem wunderschönen leuchtend gelb-orangen Schnabel lies sich auf einem etwas weiter entfernten Guarumobaum nieder (der etwas größere Blattabstand erleichtert das beobachten) und hat sich erst einmal ausgiebig geputzt und sein Gefieder gepflegt.

Ein Regenbogentukan ( Ramphastos sulfuratus)
Ein Regenbogentukan (Ramphastos sulfuratus) bei der ausgiebigen Körperpflege

Urplötzlich wurde ich aus der ruhigen Beobachtung gerissen: An der Kolibri-Trinkstation standen sich zwei blau-grüne Exemplare Auge in Auge in der Luft gegenüber und piepsten sich aufgeregt an. Diese Situation wollte ich unbedingt festhalten und war gerade im Begriff meine Kamera zu heben als die beiden ansatzlos und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit - natürlich immer noch laut zeternd -  nur Zentimeter links und rechts an meinem Kopf vorbei flogen. Mit offenem Mund und mit halb erhobener Kamera habe ich noch gefühlte 10 Sekunden völlig starr auf dem Hocker gesessen und muss ein sehr komisches Bild abgegeben haben. Alle Anwesenden haben mir jedenfalls spontan mindestens ein freundliches Lächeln geschenkt :-).
Nach diesem Erlebnis war die Konzentration verflogen. Bei einem kühlen Bierchen wurde diese Situation, besonders aber auch die Frage ob es sich um Stahl- oder um Braunschwanzamazilien gehandelt hat, noch ausgiebig diskutiert. Im Sonnenuntergang mit der beleuchtete Stadt Santa Marta zu unseren Füßen in sehr angenehmer Umgebung.

Stahl- oder Braunschwanzamazilie ?
Stahl- oder Braunschwanzamazilie ?

Für die fachkundigen Informationen vor Ort und die Unterstützung  bei der Erstellung dieses Artikels möchte ich mich bei den Vogelkundlern und Biologen Juan Fernando Alzate und Yurgen Vega bedanken. Die beiden stehen auch Touristen als Führer in Minca und der Sierra Nevada zur Verfügung.

Weitere Informationen zu den Minca Eco Habs finden Sie hier .

Ein letzter Blick auf Santa Marta
Ein letzter Blick auf Santa Marta in der Abenddämerung